Friends! / 02

Friends Media News Seite 4 Kunst & Kultur FN: Wie schafft man es, die restlichen 30 Prozent der Finanzierung aufzutreiben? Seidel: In Bayern gibt es bestimmte Kriterien für staatliche Fördermittel. Wenn man fünf Jahre lang 100 selbstproduzierte Vorstellungen im Jahr spielt, kommt man dafür in Frage – das schafft aber fast keiner. Hat man diese Schwelle einmal geschafft, dann tut man sich auch leichter, mit anderen Einrichtungen ins Gespräch zu kommen. Dann gibt es natürlich immer wieder Partner und Freunde wie die Friends Media Group, die gut finden, was wir machen und uns unterstützen. Und wir haben auch eine große Zahl von Förderern, die uns mit monatlichen Spenden bedenken. Wir greifen ja auch immer wieder Augs- burger Themen auf, die die Leute betreffen und bieten im Anschluss an die Vorstellung die Gelegenheit zur Diskussion. Ich denke, das ist das Wichtige: Erst muss man gute inhaltliche Arbeit machen – und dann kann man die Frage nach dem Geld stellen. FN: Augsburgs Theater erhält alleine mehrere Millionen Euro an Zuschüssen jedes Jahr – wie lange könnte das Sensemble mit dieser Summe betrieben werden? Seidel: (lacht) Damit könnte das Sensemble ein, zwei, drei Leben lang existieren. Nein, ernsthaft – man kann ein Drei-Sparten-Haus nicht mit uns vergleichen, höchstens mit einem Schauspielhaus, aber wir haben ganz andere Strukturen. So ein Stadttheater hat mehrere hundert Angestellte, wir haben nur zwei fest an- gestellte Mitarbeiter. Unsere Schauspieler sind alle Freiberufler mit Stückverträgen. So kommen wir auf eine Quote von 70 Prozent Eigenfinanzierung und 30 Prozent Fremdfinanzierung – bei einem kommunalen Theater wäre es genau umgekehrt. Natürlich erreichen wir das auch nur mit einem gewissen Maß an Selbstausbeutung, aber wir haben hier keinen großen Apparat, den wir durch- schleppen müssen. Dafür können wir nur Stücke mit maximal drei Schauspielern produzieren, ein vierter Darsteller ist fast nicht zu stemmen. >> Dr. Sebastian Seidel und Anne Schuester vom Sensemble-Theater